No Go! Viagogo verdirbt Ticketpreise der Bundesliga

Nils 10. Oktober 2012

Gestern wurde bekannt, dass der Hamburger SV ab der kommenden Saison mit dem Ticketvermarkter “Viagogo” zusammenarbeitet. Eine überraschende Wendung, denn bisher hat der HSV jeglichen Weiterverkauf zu überhöhten Preisen auch vor Gericht vehement bekämpft. Laut Hamburger Abendblatt werden Besitzer von Einzeltickets oder Dauerkarten über Viagogo in Zukunft zu folgenden Konditionen weiterverkaufen dürfen:

  • Auf den Originalpreis kann ein Aufschlag von bis zu 100% erhoben werden
  • Viagogo kassiert eine Gebühr von 25%
  • Viagogo erhält 1.500 (!) Karten direkt vom HSV für den eigenen, verteuerten Verkauf

Fröhliche Preistreiberei nicht nur beim HSV: In Deutschland arbeiten bereits der FC Bayern München, der 1.FC Kaiserslautern und ab der kommenden Saison auch Hannover 96, der VfL Wolfsburg, der 1. FC Nürnberg und der FC Augsburg mit Viagogo zusammen.

Viagogo bewirkt faktische Erhöhung der Ticketpreise

Mit dem Einstieg von Viagogo verdienen die Bundesligavereine mehr Geld durch den Weiterverkauf von Tickets als bei klassischen Ticketbörsen, wie www.hsv-ticketboerse.de. Dort werden die Karten bisher zum offiziellen Einzelpreis und einer geringen Gebühr weiterverkauft. Faktisch bedeutet eine Kooperation mit Viagogo also eine Erhöhung der Ticketpreise über die Hintertür der Weitervermarktung.

Rechtfertigung der Bundesliga-Vereine?

Die Rechtfertigung der Vereine liegt auf der Hand: Um erfolgreich zu sein, benötigt ein Bundesliga-Club möglichst hohe Einnahmen. Aktuell weiß gerade der HSV ein Lied davon zu singen. An dieser Stelle ist aber zu fragen: Sollten Mehreinahmen wirklich über den Ticketverkauf generiert werden? Zur Beantwortung hilft die Beispielrechnung für die aktuellen Kosten eines Stadionbesuchs von einem Vater mit zwei Kindern beim HSV gegen einen eher attraktiveren Gegner wie Schalke 04:

  • 3 Sitzplätze, z.B. im Block 11B à 48 Euro (Mittelrang, relativ günstige Plätze hinterm Tor): 144 Euro
  • 3 x Bratwurst: 9 Euro
  • 1 Bier, 2 Cola: 12,20 Euro
  • insgesamt = 155,20 Euro (ggf. zzgl. noch Fanshopeinkauf und Anreisekosten…)

Über 150 Euro für einen normalen Stadionbesuch zu dritt (wir reden hier nicht von Logen-Plätzen). Und nun soll noch mehr abgeknöpft werden?

Fans gegen Viagogo

Da die Vereine ihrer sozialen Verantwortung gegenüber den Stadionbesuchern ganz offensichtlich nicht gerecht werden, helfen wohl nur öffentliche Proteste (wie im Nedsblog, von ihm stammt auch das “No Go!”) und Fan-Aktionen im Stadion, die weiter steigende Ticketpreise öffentlich anprangern. “Viagogo” bietet auch gleich eine schöne Steilvorlage: “Va via!” ist italienisch für “Geh weg!”. Go away, Viagogo!